Fotografie

Thurry Schläpfer und die Fotografie

Wer sucht, der findet. Oder wer sieht, der fotografiert? Thurry Schläpfer ist Fotograf und Maler. Er beobachtet die Natur, den Menschen und seinen Alltag genau. Und dies befähigt ihn, unerwartete Kombinationen und eindrückliche Stimmungen in seinen fotografischen Werken festzuhalten. Dabei bedient er sich ausschliesslich der analogen Schwarzweissfotografie. Schläpfers Fotografien sind in Ausstellungen oder auch einmal im öffentlichen Raum zu sehen.

In der Bruchstrasse in Luzern zeigt er z.B. in Plakatgrösse den Landgang von neun Schwänen, die auf einem Wiesenflecken geschäftig herumpicken. Nur ein Schwanen-Päärchen, rechts im Bild, nimmt es offenbar gemütlicher und beobachtet die Szenerie, quasi wie der Fotograf. Und noch vor kurzem stellte Schläpfer auf derselben Plakatwand die Aufnahme eines Trompeters vor, welcher unter einer Autobahnunterführung vor vorbeifahrendem kleinem Publikum übte. So ist Humor ein Bildkonzept, das der Fotograf repetitiv einsetzt, wie auch z.B. das Zeigen geometrischer Anordnungen bzw. zufälligen Geometrien im Alltag. Neben dem fotografischen Einfangen seiner Umgebung ist der Fotograf gleichermassen ein Meister der Inszenierung. So steuert sich z.B. in seiner inzwischen wohlbekannten Aufnahme ein unbekleidetes junges Modell mit Hilfe eines Fahrradfelgens, wobei in den Speichen des Rades eine Rose eingeflochten ist, durch die Atmosphäre. In solchen fotografischen Konstruktionen verbindet Schläpfer Aktfotografie, Performance und Requisiten zu einem Gesamtbild, das nun eher nach den Gesetzen des Sinnlichen als nach jenen des Alltäglichen funktioniert! In diesen konstruierten Aufnahmen, in denen der nackte Frauenkörper, symbolhafte Figuren und Gegenstände, Lichter, Malereien des Künstlers und Schläpfer selber in Erscheinung treten, nähert sich der Künstler offenkundig der Malerei und auch seiner Malerei an. Und er findet gerade in diesen Aufnahmen, die aus den Zutaten „Emotionen und Fantasie“ bestehen, endgültig seine eigenständige fotografische Bildsprache.
 
Patrick Blank, Kunsthistoriker und Fotograf, Luzern 2019

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