Schreiberei

DER ZEBRASTREIFEN

Auf der Strasse liegt ein Zebrastreifen; getreten von irrenden Schuhen, geschunden von rollenden Reifen, beleuchtet von strammstehenden Roboterampeln.

Die Zwischenräume muten wie die schwarzen Tasten des Pianos an, die gespielte Melodie ungehört im alles ersäufenden Lärm einer nächtlichen Stadt.

Nur tief in der Nacht, wenn die lärmgetriebenen Menschen schlafversenkt im Bette liegen, ehren Ameisen und sonstig unscheinbare Wesen den Sound der Zebras;
Geister reiten dann die gestreiften Pferde.

Gnomen und Kobolde sitzen inmitten ihren Streich.

— Thurry Schläpfer, 13 / 8 / 2010

 

DIE ERSTEN VÖGEL

Die ersten Vögel im frühen morgendlichen Licht, tapfer, fröhlich ...

Die selbstgewählte Musik, strombewusst, die Ohren bemühen sich zu hören, die Gedanken gliedern sich dem Frühling ein.

Der kaltgemachte Café rutscht durch die Kehle hinunter ins Auffangbecken des Körpers.

Der Tag beginnt sich zu zählen, ungewiss die Summe, wieviel ihm zusteht.

Der leichte Nebel aus dem Munde des Zigarettenrauchers verdichtet den frühen Tag, die Morgenluft aus der offenen Türe wird zum Gast erklärt.

— THS, 5.4.2011

 

GRÜNLICHT

An leichten Tagen, wenn morgens die Vögel wacker pfeifen, ein Schmetterling vorübereilt, ein mürrischer Rentner doch noch grüsst, möchte ich bei rotgestellter Ampel trotzdem über die Strasse ...

... wie vom Teufel geritten, in jenem Moment etwas Verbotenes zu tun ...

Doch
Die Ampel stellt auf Grün und ich bin somit ungewollt wieder brav und anständig - und die Strasse zu überqueren wird legal. Keine Chance frech zu sein...

— Thurry Schläpfer, 17.6.2014

 

SOMMERNACHMITTAG, 2014, JULI

Wind verzärtelt, umsäuselt mein Gesicht. Haare, ich trage sie schulterlang, kitzeln mir um Mund und Wangen. Im Schatten der legendären Linde, bevölkert von laut diskutierenden Zikaden, bewaffnet mit Tabak und Kaffee in Griffnähe, gleite ich gleichmässig mit dem warmen Sommer dahin, die Welt hält den Atem an, der schöne Friede, gesömmert und heilig mir gewindet. Meine angebetete Geliebte in unmittelbarer Nachbarschaft am runden Tischchen, lesend ein tollkühnes Buch...

Eine geballte Ladung von Regentropfen in glühendweisser Wolkengestalt am blauen Himmel...

Zärtliche Engel würden darauf sitzen, sähe man sie...

— Thurry Schläpfer, 05.07.2014

 

TAGE ZÄHLEN

Tage zählen sich im Regen, tropfen die Strassen glatt, feucht die Haare der Fussgänger...

Der Himmel versteckt sich hinter den Wolken, Engel spielen Karten, bald trinke ich Tee mit Niemand, trage ein Lächeln jedoch gar fein im Gesicht.

Sonne ist, Sonne ist - geschrieben jetzt in tiefer Nacht, umjubelter Geist in meiner schreibenden Hand, Wort für Wort für die Poesie, die die Welt retten will.

Die Bewusstlosigkeit vielen Tuns auf diesem Planeten, im unendlichen Wirrwarr der Magnetfelder, Ohnmacht der nicht besser werdenden Antworten.

Der Zeiger unter dem Glas der Armbanduhr – tickt er für die hoffnungsvollen Menschen oder eher für die banale Bequemlichkeit der Verdummten?

Ich schaue auf die Uhr, halte die Hand an mein Ohr – aus leisem Zweifel zur Welt, wird das Ticken zum Knacken.

17 ist eine schöne Zahl, als Jüngling damals, schön und stark, - 17, 2017 das jetzige Jahr: Märzenschnee aus der Zukunft...

Die Melodie im Kopf, der Refrain eine mexikanische Frauenstimme:... „Gracias a la vida“...

Manchmal ist das Leben wie ein Wasserfall von Licht und Liebe, unendlich...

— Thurry Schläpfer, März 2017